
Lieutenant Frank Drebin ist nach 31 Jahren zurück im Polizeidienst! Na ja, nicht er selbst, sondern sein Sohn: Lieutenant Frank Drebin junior (Liam Neeson). Er macht den bösen Buben und miesen Mädels aber genauso die Hölle heiss wie sein alter Herr, von dem er die wichtigste Eigenschaft eines Cops geerbt hat: einen (meist) unbestechlichen Gerechtigkeitssinn.
Mit diesem setzt Drebin junior Recht und Ordnung in den Strassen von Los Angeles durch. In der aktuellen Ermittlung untersuchen «Die nackte Kanone» und sein Partner Ed Hocken junior (Paul Walter Hauser) ein Verkehrsunglück, bei dem ein Mann sein Leben verloren hat.
Nach einem Verhör mit der Schwester des Verstorbenen, der verführerischen Beth Davenport (Pamela Anderson), stellt sich heraus: Der Routinefall ist tatsächlich ein Sonderfall, bei dem es sich nicht um einen Autounfall, sondern um einen Mordfall handelt. Drebin junior braucht nun einen grandiosen Einfall, um den Fall auf jedes Falls (Ist das der richtige Fall?) zu lösen und die Verbrecher zu Fall zu bringen.
Filmfakten
Originaltitel: The Naked Gun
Regie: Akiva Schaffer
Drehbuch: Dan Gregor, Doug Mand, Akiva Schaffer
Mit: Liam Neeson, Pamela Anderson, Paul Walter Hauser, Kevin Durand, Danny Huston, Liza Koshy, Cody Rhodes, CCH Pounder, Busta Rhymes, Priscilla Presley
Produktionsland: USA
Länge: 85 Minuten
Kinostart Deutschschweiz: 31. Juli 2025
Dass er bei seinen Ermittlungen selbst straffällig wird, scheint ebenfalls erblich bedingt. Zum Glück ist er Polizist in den USA, wo Bullen über dem Gesetz stehen. Wie sollten sie sonst ihren Dienst erfüllen, wenn sie sich wie alle anderen vor Gericht verantworten müssten?
Gute Frage in einer Komödie, die genau dort ansetzt, wo das Filmemacher-Trio David Zucker, Jim Abrahams und Jerry Zucker mit ihren drei «Die nackte Kanone»-Filmen (1988–1994) aufgehört haben: bei Klamauk, Slapstick und Wortwitz, angereichert mit einer Prise Zeitgeist.
So schön dämlich
Die ursprüngliche Trilogie reihte nicht nur Gag an Gag oder Filmanspielung an Filmanspielung. Sie versetzte den USA zugleich gezielte Tiefschläge mit ihren Pointen. Wenn etwa Frank Drebin senior (Leslie Nielsen) im Namen von Amerika als Weltpolizist auftrat und Staatsfeinde wie Idi Amin, Muammar al-Gaddafi oder Fidel Castro verprügelte. Oder er sich gegen Öl-, Kohle- und Atomenergie stellte, um – wenn auch nicht aus Überzeugung – für eine nachhaltige Energiepolitik Amerikas zu kämpfen, die mit Donald Trump und seinem Motto «Drill, baby, drill» in so weite Ferne gerückt ist wie wahrscheinlich nie zuvor.

Im neuesten Ableger bekommt es Drebin junior mit einem – wie sollte es anders sein – Tech-Milliardär zu tun, der sich irgendwo zwischen Elon Musk und Jeff Bezos einreiht. In den letzten Jahren haben sich viele Filme an den reichsten der Reichsten abgearbeitet, mal etwas scharfsinniger, an anderer Stelle etwas dumpfer. «Die nackte Kanone» macht es eher auf die letztere Art. Scherze über autonom fahrende Elektroautos gehören ebenso dazu wie Seitenhiebe zur Selbstüberschätzung dieser wandelnden Geldsäcke.
Nichts davon überrascht. Aber: Das Ganze ist mit einem Spass an der Blödheit umgesetzt, der einerseits altmodisch wirkt, andererseits so erfrischend daherkommt. Das liegt daran, dass die Hollywood-Studios zwar in all ihren Blockbustern Humor verbauen, aber solche Vollblutkomödien wie «Die nackte Kanone» eigentlich nicht mehr in die Kinos bringen. Oder wie es der Filmkritiker David Ehrlich in einer Kolumne auf den Punkt bringt: «Fast alles ist lustig. Fast nichts ist eine Komödie.»

«Die nackte Kanone» ist glücklicherweise beides. Das «P.L.O.T. Device» treibt die Handlung voran, die Cold Cases liegen in einem Kühlraum und Drebin junior bereut die Entscheidung, zum Frühstück fünf Chili-Hotdogs und zwei Liter Kaffee getrunken zu haben. Dazu kommen Missverständnisse und Wortwitze in nahezu jeder Dialogzeile.
Das ist 2025 genauso dämlich wie 1988. Und dass es heute wie damals ähnlich gut funktioniert, liegt sicherlich an Regie und Drehbuch, besonders aber an Liam Neeson. Bitterernst verkörpert er seinen Drebin junior und bleibt selbst in Schulmädchenuniform inklusive Höschenblitzer der männlichste Cop in Los Angeles – aber auch der gemeingefährlichste.
Grund zum Feiern: 1000 Drogendealer getötet
Wie sein Vater schiesst der Junior zuerst, bevor er Fragen stellt. So war die «Die nackte Kanone»-Reihe, trotz all des Blödsinns, schon immer eine kritische Betrachtung der US-amerikanischen Polizeiarbeit. Sowohl Drebin senior als auch junior waren und sind korrupte, rassistische und inkompetente Beamte, die weder ein Auto fahren noch eine Pistole besitzen sollten. Ach, und Sexisten sind sie auch.
Bestes Beispiel für diese Unfähigkeit: Der Senior wird im zweiten Teil von 1991 dafür geehrt, dass er 1000 Drogendealer getötet hat. Die letzten zwei habe er ehrlicherweise überfahren, wie er zugibt. Zum Glück habe sich später herausgestellt, dass sie ebenfalls Dealer gewesen sind.
Im aktuellen Film kennt Drebin junior den Namen eines Mannes, den er hinterrücks erschossen hat, nur, weil dieser der einzige Weisse ist, den er so umgebracht hat. Ein bitterer Kommentar, der einen ins Grübeln bringt. Man denkt an die Namen Rodney King und George Floyd.

Dennoch bleibt «Die nackte Kanone» im Kern dazu da, um uns zum Lachen zu bringen. Gemeinsam im Kinosaal zu sitzen und solch einen Klamauk wieder einmal auf der grossen Leinwand zu sehen, ist eine Wohltat. Selbst dann, wenn nicht jeder Gag zu 100 Prozent sitzt und sich das Gefühl einschleicht, dass Leslie Nielsens treudoofer Blick hier und da doch etwas fehlt.
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